Hinterm Schuppen

 

Hinterm Schuppen in einem Garten von beachtlicher Größe mit einer stattlichen Birke im hinteren Drittel, mit Rhododendren und Rosen in den seitlich angelegten Beeten, mit grünem Gras, auf dem im Sommer der Klee blüht, den die Bienen lieben, mit einer Tanne von eingeschränkter Gesundheit am Ende, hinterm Schuppen dieses Gartens also, der noch hinter der Tanne steht, dort findet sich dann und wann ein versprengter Tischtennisball mit Staub und Delle oder eine bunte Boule-Kugel aus Plastik oder ein Fußball mit wenig Luft oder ein Tannenzapfen im Schatten.

 

Sieht man aber noch genauer hin auf das Erdreich, das an Waldboden erinnert, obwohl man ja im Garten sich befindet, entdeckt man gleich neben den verlorenen Spielzeugen erstaunlicherweise noch einen weiteren Garten. Man muss genau hinsehen, da der andere Garten wahrlich nicht sehr groß ist, genau genommen sogar sehr klein. So klein, dass der Tannenzapfen daneben die Größe der stattlichen Birke aus unserem großen Garten annimmt und der Klee so klein ist, dass man wohl eine Lupe braucht, um ihn zu sehen.

 

Hat man diese aber zur Hand, sieht man Erstaunliches: Der kleine Garten gleicht dem großen, in dem wir uns befinden, ganz genau. Am Rande blühen Rosen und Rhododendren, eine Tanne von eingeschränkter Gesundheit steht am hinteren Ende und die winzigen Bienen über dem Klee erkennt man beinah allein an ihrem Flug von einer Kleeblüte zur nächsten und muss sich dabei sehr konzentrieren. Auch unser kleiner Garten verfügt über einen Schuppen gleich bei der Tanne und auch dieser verbirgt hinter sich allerlei Sportgerät: Wir erkennen bunte Boule-Kugeln, einen platten Fußball und einen Tischtennisball mit Delle, der sich unserem Blick fast entzieht, weil er verstaubt ist und nicht mehr ganz weiß und deshalb kaum sichtbar im Erdreich, das an Waldboden erinnert.

 

Wenn wir dann das Vergrößerungsglas absenken, um kurz die ermüdenden Augen zu entspannen, die wir ob der Winzigkeit des Gartens hinter dem Schuppen so sehr angestrengt haben, dass sie tränen und vielleicht schmerzen und dass wir sie deshalb kurz schließen müssen, um dann wieder aufzublicken, so merken wir, dass wir uns plötzlich nicht mehr hinter dem Schuppen befinden, sondern wieder im Garten, mittendrin, mit Klee zu unseren Füßen und Rhododendren und Rosen zu den Seiten.

 

Wir schütteln dann kurz den Kopf, fragen uns vielleicht, ob wir eingenickt sind hinter dem Schuppen und wollen gerade zurückgehen ins Haus, da fällt uns auf, dass an der Stelle, wo früher einmal eine Birke stand, ein Tannenzapfen emporragt von gewaltigem Ausmaß. Er mag wohl etwa so hoch sein wie die Birke es einst war.